Chronik FFW

Chronik der FFW Erlau

(aus der Festschrift 110 Jahr FFW Erlau 1987)

Es gibt im menschlichen wie im Vereinsleben Stationen, wo man gerne ein ‚Halt‘ einlegt und trotz eines rauschenden Festes eine Besinnungspause einschiebt. So erinnern sich sicher viele Mitglieder der FFW Erlau an die vergangenen Zeiten, vielleicht im Gespräch mit alten, ehemaligen Feuerwehrmännern. Wenn der Chronist im folgendem weiter ausholt, so soll dies den Wert und die Aufgabe des Löschwesens herausstellen.

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Sicher wurden die Menschen der Urzeit immer wieder mit der Macht des Feuers konfrontiert oder selbst in Mitleidenschaft gezogen, wenn der Strahl des Blitzes Gestrüpp und Wald in Brand setzte. Und den Menschen blieb nur die Flucht, oder sie mußten untätig der Vernichtung zusehen. Was blieb, war eine panische Angst vor dieser Himmelsgewalt, die den Menschen bis auf den heutigen Tag begleitet Feuer —das war für die Menschen immer etwas Unheimliches, denn es ist Helfer und Vernichter in einem. Ein Helfer — wenn der Mensch die Gewalt dieser Natur beherrscht und bewacht. Nicht umsonst sangen die Nachtwächter und mahnten bis in das erste Viertel unseres Jahrhunderts hinein: „Bewahr das Feuer und das Licht, daß kein Haus ein Schaden g’schicht!“ Segen und Tücke begleiteten im Feuer die Menschheit.

Besonders im Mittelalter mußten die Städte unter der Tücke des Feuers leiden, und kaum eine Stadt wurde vom Raub der Flammen verschont Die Holzbauweise, die engen Gassen, die verschachtelten Häuser, die Strohdächer boten stets eine Flammennahrung. Dazu kamen die meist gefährlichen Lichtquellen, wie die Kerzen, die Öllichter und bei ärmeren Leuten der Kienspan, die häufigste Ursache einer Feuersbrunst.

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Mit der beginnenden Neuzeit machte man in den Rathäusern und Regierungen viele Überlegungen um einen „Feuerschutz“, der dann — für unsere Begriffe — recht dürftig ausfiel. Da mußten Feuereimer beschaffen werden, um im Brandfalle aus einem Weiher oder Bach in einer Menschenkette das Wasser zum Brandherd zu bringen. Da mußten alle ran, Männer wie Frauen! Dazu wurden Feuerhaken, Feuerpatschen und Leitern bereitgestellt Es war ein Anfang, wenn auch ein dürftiger. Dazu kam bald die Feuerschau, die in Erlau zweimal im Jahr durchgeführt wurde. Im März und Oktober ging eine Kommission von Haus zu Haus und überprüften die Feuersicherheit Da wurde bei dem einen der Kamin beanstandet, dort fehlte der Feuereimer oder das Ofentürchen, wo anders stand das Bett zu nahe am Ofen. Die Feuerschauberichte aus Erlau aus den Jahren 1835 – 55 berichten von gewissen, meist kleinen Schlampereien, die zu einem Brand führen konnten.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begann man in Bayern mit dem Aufbau von Pflicht- und freiwilligen Feuerwehren. Vor allem die Städte Augsburg, Rothenburg, Schweinfurt, Erlangen und viele andere sahen in der Aufstellung einer Feuerwehr, die einzige Möglichkeit, die Klein- und Großbrände zu bekämpfen. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Feuerwehren von Jahr zu Jahr. Waren es 1870 noch 502 Wehren, so waren es 6 Jahre später über 3000 Wehren in Stadt und Land.

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Nun aber wurden auch die kleineren Orte von der Notwendigkeit einer Feuerwehr überzeugt So gründete man 1877 eine Wehr in Erlau. Der Vorstand war meist der jeweilige Bürgermeister, aber der Führer der Feuerwehr, das war der Hauptmann, sein Stellvertreter der Adjutant. Dann gab es den Obersteiger, den Steiger, den Hornisten, den Feuermelder per Rad und eine Anzahl Feuerwehrmänner. Schließlich wurden auch die Frauen als Wasserträgerinnen eingeteilt und zum Dienst herangezogen, 10 Frauen gehörten zur Wehr Erlau. Die Ausstattung war für die damaligen Verhältnisse, vor allem für die Wehr mit 26 Angehörigen, noch ansehnlich: da war die zweirädrige Löschmaschine, eine Handdruckspritze mit 50 m Schlauchlängen, eine Feuerleiter, eine Einholmleiter, Feuerhaken und Patschen, Wasserschöpfen und Feuereimer. Und nach der damaligen Zeit waren die Übungen militärisch diszipliniert, ja, es wurde regelrecht exerziert. Und daß die Wehr auf einen beachtlichen Stand gebracht und gehalten wurde, inspizierte der Brandinspektor die Wehren im Bezirksamt und machte auch dorthin einen entsprechenden Bericht.

Der 1. Weltkrieg brachte eine harte Zäsur in das Feuerlöschwesen. Die gedienten und wehrfähigen Männer wurden eingezogen und standen als Soldaten im Felde, die Zahl der aktiven Feuerwehrmänner wurde verkleinert und angediente und uk“ (unabkömmlich) gestellte füllten notdürftig die Lücken auf. Mit dem Ende des Krieges bildeten sich, vor allem in den größeren Städten, Banden, die die Dörfer und die Einzelgehöfte überfielen, um sich so gewaltsam Lebensmittel zu verschaffen. So stellte die bayerische Regierung in den Orten Bürgerwehren, auch Einwohnerwehren genannt, zur „Aufrechterhaltung von Ruhe und Sicherheit“ auf Diese Bürgerwehren wurden den Feuerwehren angegliedert, und der Hauptmann war zugleich der Führer, und die bewaffneten Männer waren alle Angehörige der Feuerwehr. So hatte die FFW Erlau eine weitere Aufgabe zum Löschwesen hinzubekommen, und wochenlang marschierten Feuerwehrleute als Bürgerwehr um die Ortschaft.

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Während des Krieges standen nur 14-15 Mann in Erlau bereit, um einen Brand zu löschen, aber schon 1919 wuchs die Zahl wieder auf 24 heran. Aber mit welchen Schwierigkeiten mußten sich da die Löschdienste herumschlagen! Die Schläuche waren undicht, und laut Mitteilung des Bezirksamtes gab es in nächster Zukunft keine neuen. Die Uniformen waren zerschlissen und vielfach geflickt, an Neuanschaffungen war nicht zu denken. Die Inflation machte die letzten Ersparnisse in der Feuerwehrkasse zunichte, die Gemeinden waren arm. Erst langsam erholten sich wieder die Kommunen.

Der 2. Weltkrieg brachte wieder einen tiefen Einschnitt in die Arbeit der Wehren. Die meisten Männer mußten wieder an die Front, daheim versah ein Notdienst die Löschbereitschaft. Bald wurde auch der Name geändert: statt Freiwillge Feuerwehr hieß es nun „Feuerschutzpolizei“, und diese Bezeichnung hatte weitreichende Folgen: die Wehren wurden der „SS- und Polizeigerichtsbarkeit“ unterstellt, und kleine Vergehen wie „Ungehorsam, Disziplinlosigkeit, Beleidigung von Vorgesetzten“ bis hin zu „Widersetzlichkeiten, Untergrabung der Manneszucht“ wurden hart bestraft.

1942 trat die Erlauer Wehr dem Bayer. Feuerwehrerholungsheim in Bad Reichenhall/Bayer. Gmain bei.

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Der totale Zusammenbruch brachte auch neue Vorschriften für die FFW. Kein Führer oder Feuerwehrmann durfte in der NSDAP oder aktiv in einer NS-Gliederung gewesen sein — die Feuerwehr darf nur aus Männern bestehen, Frauen müssen ausscheiden — monatlich sind 2 Übungen abzuhalten, bei denen jeder Drill und militärisches Auftreten verboten ist Diese Vorschriften wurden nach und nach wieder gemildert.

Ein Sorgenkind wurde die nun über 70 Jahre alte Handdruckspritze.

Veraltet, ausgeleiert waren sie nur noch zur Bekämpfung kleiner Brandherde zu gebrauchen. So konnte der Plan, eine Tragkraftspritze TS 4/6 im Jahre 1951 mit Hilfe von Staats- und Versicherungszuschüssen verwirklicht werden. Aber nur 11 Jahre versah diese Spritze ihren Dienst, 1962 bekam die Erlauer Feuerwehr eine Tragkraftspritze TS 8/8 mit 4 A-Saugschläuchen mit Zubehör und Anhänger. Aber dazu gehörte natürlich ein entsprechender Unterstellraum, so baute man ein „Feuerwehr-Rathaus“ zur gleichen Zeit. Und da ein rechtschaffenes Dorf auch eine Glocke haben soll, kaufte man aus einem Spendenergebnis eine für den kleinen Glockenstuhl auf dem neuerrichteten Haus.

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Um die gleiche Zeit wurde auf Anordnung des Landratsamtes ein Katastrophenschutz aus passiven Mitgliedern aufgestellt. Schließlich modernisierte man auch das Aussehen der Feuerwehrmänner: neben der „Festtracht“ wurden zeitgemäße Wehranzüge angeschaffen. Ein Jahr vor dem „100jährigen“ wurde ein Feuerwehrverein gegründet und so konnte man 1977, getragen von der ganzen Ortschaft das 100jährige Gründungsfest feiern. Besonders stolz durfte man 1979 auf den Erwerb des Silbernen Leistungsabzeichens (Kommandant Heinrich Faatz und 8 Mann der 1. Gruppe) und des Leistungsabzeichens in Bronze sein (Gruppenführer H. Stamm mit ebenfalls 8 Mann der 2. Gruppe).

Rückblickend darf auch festgestellt werden, daß die Wehr nur viermal innerhalb der Ortschaft Erlau zum Löschen von Bränden ausrücken mußte:

1913 Brand bei Johann Freitag

1932 und 1936 Brand bei Giel

1967 Giebelbrand nach Blitzeinschlag im Sägewerk,

sowie einige kleine Brände und mehrere Einsätze in den umliegenden Ortschaften.

Die Freiwilligen Feuerwehren haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr neue Aufgaben hinzubekommen. Vor allem ist die Katastrophenhilfe nicht mehr wegzudenken, die Einsätze bei Unfällen aller Art bis hin zur Verkehrsregelung bei örtlichen Festen. Alle Jahre hat die Erlauer Wehr bis zu zehn Einsätze bei Hochwasser, um Gebäude und Höfe wieder leer zupumpen, dazu kommt noch die Hilfe bei Sturmschäden. Ein nicht unwesentliches Aufgabengebiet ist die Brandaufklärung innerhalb der Bevölkerung.

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